
Beratung bei wiederholten Fehlgeburten – Wann professionelle Unterstützung hilft
Wenn sich der Kinderwunsch wiederholt zerschlägt
Wiederholte Fehlgeburten gehören zu den schwersten Erfahrungen auf dem Weg zum Wunschkind. Viele Paare fühlen sich hilflos, suchen nach Ursachen – und nach Hoffnung. Medizinisch spricht man von „habituellen Aborten“, wenn drei oder mehr Fehlgeburten in Folge auftreten. Doch auch nach zwei Verlusten ist eine genauere Abklärung sinnvoll.
Jede Fehlgeburt ist ein tiefer Einschnitt – körperlich und seelisch. Der Körper erholt sich oft schneller als die Psyche. Viele Betroffene beschreiben ein Gefühl der Leere, der Enttäuschung oder sogar des Versagens. Diese Emotionen sind normal, aber sie dürfen nicht allein getragen werden. Gerade in dieser Situation kann es helfen, sich sowohl medizinische als auch psychologische Unterstützung zu holen. Denn wiederholte Fehlgeburten sind meist kein Zufall – oft steckt eine behandelbare Ursache dahinter.
Medizinische Ursachen erkennen und behandeln
In der modernen Reproduktionsmedizin ist bekannt, dass Fehlgeburten viele unterschiedliche Ursachen haben können. Einige liegen im Erbgut, andere im Immunsystem, in der Gebärmutter oder im Hormonhaushalt. Auch äußere Faktoren wie Stress, Rauchen, starkes Unter- oder Übergewicht oder ein höheres mütterliches Alter können eine Rolle spielen.
Häufige körperliche Ursachen können sein:
- Antiphospholipid-Syndrom: Diese führen dazu, dass sich kleine Blutgerinnsel in der Plazenta bilden können, wodurch die Versorgung des Embryos gestört wird.
- Hormonelle Dysbalancen: Eine Schilddrüsenunterfunktion, ein erhöhter Prolaktinwert oder eine Gelbkörperschwäche können den Zyklus und die Einnistung beeinträchtigen.
- Chromosomale Veränderungen: Etwa bei 3–5 % der Paare liegt eine genetische Auffälligkeit vor, meist in Form einer sogenannten balancierten Translokation.
- Immunologische Ursachen: Fehlgeleitete Immunreaktionen können verhindern, dass der Embryo vom Körper akzeptiert wird.
- Auch eine chronische Endometritis wird diskutiert: Eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, die häufig unbemerkt bleibt und die Einnistung der befruchteten Eizelle stört.
Eine gezielte Diagnostik umfasst meist:
- Blutuntersuchungen auf Gerinnungsfaktoren, Schilddrüsenwerte, Immunparameter und Antikörper.
- Ultraschalluntersuchungen und gegebenenfalls eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie), um strukturelle Veränderungen oder Entzündungen zu erkennen.
- Genetische Analyse bei beiden Partnern.
- Endometriumbiopsie, um das Vorhandensein einer chronischen Entzündung zu überprüfen.
Je nach Befund können verschiedene Therapien helfen, die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft deutlich zu erhöhen:
- Bei Antiphospholipidsyndrom: Behandlung mit Heparin und niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS).
- Bei hormonellen Störungen: Hormonregulation durch L-Thyroxin, Progesteron oder Clomifen.
- Bei genetischen Ursachen: Genetische Beratung und ggf. künstliche Befruchtung mit Präimplantationsdiagnostik (PID).
- Bei immunologischen Ursachen: Immuntherapie oder immunsuppressive Maßnahmen (in Spezialfällen).
- Bei chronischer Endometritis: Antibiotische Therapie oder lokale Behandlung zur Wiederherstellung einer gesunden Schleimhaut.
Oft ist es die Kombination mehrerer kleiner Faktoren, die das Risiko erhöhen – und ebenso häufig führt eine gezielte Behandlung zu einem positiven Verlauf in der nächsten Schwangerschaft.
Psychologische Begleitung – warum sie so wichtig ist
Jede Fehlgeburt bedeutet Trauer, Hoffnungslosigkeit und oft auch Schuldgefühle. Viele Frauen fragen sich: „Was habe ich falsch gemacht?“ oder „Hätte ich etwas verhindern können?“ – Fragen, die keine einfachen Antworten haben. Doch in fast allen Fällen liegt die Ursache nicht beim Verhalten der Frau, sondern in biologischen Faktoren, die außerhalb der Kontrolle liegen.
Eine psychologische Begleitung kann helfen, diese Gedanken zu sortieren und den Schmerz in einen Prozess des Verstehens zu verwandeln. Besonders hilfreich sind Gespräche mit Therapeut*innen, die auf Kinderwunsch, Schwangerschaftsverluste oder Trauer spezialisiert sind. Auch Paartherapie kann sinnvoll sein, wenn die wiederholten Verluste zu Spannungen in der Beziehung führen.
Darüber hinaus können Entspannungsverfahren wie Atemtechniken, Meditation oder achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) helfen, den Körper zu beruhigen und Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen. Studien zeigen, dass psychologische Unterstützung nicht nur emotional entlastet, sondern auch den Erfolg zukünftiger Schwangerschaften positiv beeinflussen kann.
Wann eine Beratung sinnvoll ist
Spätestens nach der dritten Fehlgeburt ist ein ärztliches Abklärungsgespräch empfehlenswert. Dabei sollten alle relevanten Fachrichtungen zusammenwirken – von Gynäkolog*innen über Endokrinolog*innen bis hin zu Hämatolog*innen oder Immunolog*innen. Eine interdisziplinäre Herangehensweise erhöht die Chancen, die Ursache zu finden.
Psychologische Begleitung kann jederzeit sinnvoll sein – egal, ob du gerade einen Verlust erlebt hast, dich auf eine neue Schwangerschaft vorbereitest oder einfach das Bedürfnis hast, deine Gedanken zu sortieren. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe kann helfen, sich verstanden und weniger allein zu fühlen.
Hoffnung trotz wiederholter Fehlgeburten
Die gute Nachricht: In über 70 % der Fälle bekommen Paare nach wiederholten Fehlgeburten schließlich ein gesundes Kind – besonders dann, wenn medizinische Ursachen erkannt und behandelt werden. Mit der richtigen Diagnostik, individueller Therapie und emotionaler Unterstützung stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft gut.
Wichtig ist, dass du dir Zeit nimmst, sowohl körperlich als auch seelisch zu heilen. Es ist kein Versagen, eine Pause einzulegen, wenn du sie brauchst. Viele Frauen berichten, dass nach einer Phase der Regeneration der Körper wieder empfänglicher wird – und dass sie mit neuer Kraft und Zuversicht in die nächste Behandlung gehen konnten.
Professionelle Unterstützung hilft, Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Du bist nicht allein. Mit Geduld, Vertrauen und der richtigen Begleitung kann aus Schmerz wieder Hoffnung entstehen – und oft auch neues Leben.

Mein beruflicher Schwerpunkt ist der Umgang mit unerfülltem Kinderwunsch und wiederholten Fehlgeburten, in dem ich umfassende klinische und wissenschaftliche Erfahrungen gesammelt habe. Ich strebe danach, für jedes Paar individuelle Lösungen zu finden.