Was Frauen mit Kinderwunsch über ihren Schlaf wissen sollten

Was Frauen mit Kinderwunsch über ihren Schlaf wissen sollten

Kann der Schlaf vor der Empfängnis wirklich Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft nehmen? Eine neue Studie zeigt überraschende Zusammenhänge – und gibt Hinweise, was Frauen mit Kinderwunsch beachten können.

Schlafen – und zwar richtig: Ein unterschätzter Faktor vor der Schwangerschaft

Viele Frauen achten auf Ernährung und Stressreduktion, wenn sie schwanger werden möchten. Doch ein wichtiger Gesundheitsfaktor wird oft übersehen: der Schlaf. Eine große US-Studie untersuchte nun, ob Schlafgewohnheiten vor der Schwangerschaft das Risiko für Schwangerschaftsverluste oder Komplikationen wie Frühgeburt, Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck beeinflussen.

Die Studie im Überblick

Untersucht wurden über 1200 Frauen mit Kinderwunsch und mindestens einem vorherigen Schwangerschaftsverlust. In der sogenannten EAGeR-Studie wurden ihre Schlafgewohnheiten dokumentiert – also Schlafdauer, Einschlafzeit, Aufwachzeit und Unterschiede zwischen Wochentagen und Wochenenden (das nennt man Social Jetlag). Danach wurden die Frauen medizinisch eng begleitet – von der Empfängnis bis zur Geburt oder einem eventuellen Schwangerschaftsverlust.

Keine Angst: Schlaf beeinflusst nicht das Risiko für Fehlgeburten

Zunächst die gute Nachricht: Die Studienautor:innen fanden keinen Zusammenhang zwischen den Schlafgewohnheiten vor der Empfängnis und dem Risiko für eine erneute Fehlgeburt. Das bedeutet: Frauen mit Kinderwunsch müssen sich keine Sorgen machen, dass unruhige Nächte oder ein kurzer Schlaf unmittelbar das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.

ABER: Der Zeitpunkt des Schlafs kann spätere Komplikationen beeinflussen

Interessant wurde es bei den Komplikationen in der Schwangerschaft wie Frühgeburt, Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck. Hier zeigte sich:

  • Frauen mit einem früheren Schlafzeitpunkt hatten ein deutlich niedrigeres Risiko, eine dieser Komplikationen zu entwickeln.
  • Besonders auffällig: Ein Social Jetlag von mehr als einer Stunde – also wenn man am Wochenende spürbar später ins Bett geht und aufsteht als unter der Woche – war statistisch mit einem um 65 % erhöhten Risiko für Schwangerschaftskomplikationen verbunden.

Was heißt das für den Alltag?

Die Studie legt nahe, dass es nicht nur auf die Menge des Schlafs ankommt, sondern auch auf die Regelmäßigkeit und den Zeitpunkt. Frauen mit Kinderwunsch könnten also von einem möglichst stabilen Schlafrhythmus profitieren. Ideal wäre es, wenn Bettgeh- und Aufstehzeiten in der Woche und am Wochenende möglichst ähnlich sind.

Fazit: Der Schlafrhythmus zählt – und zwar vor der Schwangerschaft

Diese Studie ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Gesundheit bereits vor der Schwangerschaft beginnt. Schlaf ist mehr als Erholung – er ist ein stiller, aber wirksamer Regulator für unseren Hormonhaushalt und Stoffwechsel. Auch wenn weitere Studien folgen müssen: Ein stabiler, früher Schlafrhythmus könnte ein einfacher, aber wertvoller Beitrag für einen gesunden Schwangerschaftsverlauf sein.

Freeman JR, Whitcomb BW, Bertone-Johnson ER, O’Brien LM, Dunietz GL, Purdue-Smithe AC, Kim K, Silver RM, Schisterman EF, Mumford SL. Preconception sleep, pregnancy loss, and adverse pregnancy outcomes among women with a history of pregnancy loss. Hum Reprod. 2025 Jul 1;40(7):1366-1376. doi: 10.1093/humrep/deaf074. PMID: 40267399; PMCID: PMC12222616.

https://academic.oup.com/humrep/article-abstract/40/7/1366/8118776?redirectedFrom=fulltext

Written by
Prof. Dr. Ruben Kuon
Prof. Dr. Ruben Kuon

Ich bin Professor und Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt in Gynäkologischer Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.